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AutorenbildFlorian Bröker

MASTERING DEMYSTIFIED: Eine Basic Mastering-Chain einfach erklärt


Was ist Mastering: Ziel eines guten Masters


Die moderne Musikproduktion besteht aus vielen verschiedenen Stationen. Das Mastering ist direkt nach dem Mixing/Mixdown der letzte Schritt, um aus einer Produktion einen fertigen Song zu machen, der bereit zur Veröffentlichung oder Speicherung auf einem Tonträger ist. In diesem Blog widme ich mich einer grundlegenden Plugin-Kette für das Mastering eines Songs, während ich als DAW FL Studio verwende. Alle Informationen und Schritte sind auf andere DAW’s übertragbar. In diesem Blog setze ich zumindest ein gewisses Grundwissen in der Audio- & Musikbearbeitung voraus. Dies bezieht sich in erster Linie auf die Arbeit mit Equalizern und Kompressoren/Limitern.


Das Ziel eines guten Masters ist es, den bereits fertigen Mix so aufzupolieren, dass er die gewünschte Lautstärke (dB) und Lautheit (LUFS) erreicht und auf möglichst vielen Geräten (Handy Lautsprecher, im Auto, Bluetooth-Lautsprecher, Kopfhörer etc.) bestmöglich klingt. Prinzipiell lässt sich ein gutes Ergebnis erzielen, wenn man seine Aufmerksamkeit besonders dem Teil des Songs widmet, an dem am meisten passiert. Setze hierfür einen Loop (über z.B. 8, 16 oder 32 Takte) an diese Stelle.



Die Basic Mastering Chain


Mit Equalizing zu einem eindrucksvollen Sound


Additive & Subtractive EQing:


Verwendung eines Equalizers
Additive & Subtractive EQing

Das Ziel beim “Additive/Subtractive EQing” ist es, das Gesamtklangbild des Materials zu korrigieren bzw. zu verbessern, indem gewisse Frequenzen leicht angehoben oder abgesenkt werden. Es soll ein - je nach Genre - druckvolles, warmes, ausgeglichenes und/oder detailreiches angenehmes Klangbild entstehen.


Nutze Bell-Filter (Glockenfilter) des Equalizers deiner Wahl und suche nach Frequenzen, die als störend oder unangenehm wahrgenommen werden. Sobald du welche gefunden hast, kannst du diese dann etwas absenken. Ebenfalls kannst du z. B. Höhen- oder Tiefenbereiche durch Shelving Filter (Kuhschwanzfilter) verstärken oder abschwächen, solltest du dies als notwendig empfinden. Als Faustregel gilt: Wenn Frequenzen zu stark verändert und der Klang eher repariert als verschönert werden muss, liegt das Problem im Mixing und sollte prinzipiell dort behoben werden. Schon Veränderungen von wenigen dB können eine beachtliche Veränderung in der Lautheit/-stärke und im Klangbild nach sich ziehen.


Die Herangehensweise dieses Schrittes richtet sich neben der persönlichen Präferenz vor Allem nach dem Genre. So ist es z. B. bei elektronischer Tanzmusik (Techno, House, Trance etc.) tendenziell wichtiger, ein besonders basslastiges Klangbild zu erhalten als beispielsweise bei Rock- oder Popmusik, wo häufig ein ausgeglichenes und detailreiches, aber dennoch warmes Klangbild angestrebt wird.



Mid/Side EQing:


Verwendung von Patcher für Mid/Side Equalizing
Mid/Side EQing

Beim “Mid/Side EQing” wird das Stereobild des gesamten Signals zweigeteilt; nämlich in “Mitte” und “Seite” (oder Mono und Stereo). Hier gilt es, das “Seiten”-Signal (Stereo) um störende Frequenzen zu bereinigen (siehe Beispielbild) und gegebenenfalls durch das Absenken oder Anheben gewisser Frequenzbereiche das Stereobild zu verbessern. So kann man bspw. den Bassbereich im “Seiten”-Signal etwas herabsenken, um die Bässe im Gesamtmix mehr in die Mitte zu bringen, oder die Höhen etwas anheben, um das Stereobild breiter und brillanter klingen zu lassen. Unter Umständen lässt sich im “Mitten”-Signal (Mono) der Bassbereich etwas anheben, um die tiefen Frequenzen mehr in der Mitte zu positionieren. Grundsätzlich ist es aber immer wichtig, die Ohren zu benutzen, um nur dort Veränderungen am Song vorzunehmen, wo sie wirklich nötig sind.



Sättigung verleiht deinem Song den klanglichen Anstrich


Verwendung von Fruity soft clipper
Sättigung

Ein weiterer gängiger Schritt beim Mastering ist das Hinzufügen von Sättigung (Saturation), um dem vielleicht noch etwas dünn und brav klingenden Mix einen “analogen” Touch zu verleihen. Bei der Sättigung werden dem Signal künstliche Obertöne hinzugefügt, was dem Klang mehr Fülle verleiht. Es gibt verschiedene Arten von Saturation (-Plugins), die versuchen, unterschiedliche Hardwaregeräte zu simulieren oder einfach einen bestimmten Charakter haben. So gibt es z. B.:


  • Bandsättigung (Tape Saturation)

  • Röhrensättigung (Tube Saturation)

  • Warm

  • Retro / Vintage


Da es sich bei der Sättigung um eine rein kreative Entscheidung handelt, gibt es kein richtig und kein falsch. Probiere es einfach aus und höre, wie es mit verschiedenen Einstellungen klingt. Grundsätzlich kann man sagen, dass du deinen Song mit etwas Sättigung klanglich interessanter und weniger flach gestalten kannst.



Compression/Limiting für eine ausgeglichene Dynamik


Multiband Compression:


Verwendung von Maximus als Multiband Compressor
Multiband Compression

Compression bzw. Multiband Compression ist im Mastering ein sehr wichtiger Schritt, der den Bässen, Mitten und Höhen deines Tracks genau die Position gibt, die sie benötigen und für ein ausgeglichenes Dynamikprofil sorgt. Hier im Beispiel verwende ich FL Studio’s “Maximus” als Multiband Compressor.


Wie in dem Beispielbild gezeigt, geht es hier darum, den in mehrere Frequenzbänder geteilten Sound separat zu komprimieren und danach deren Lautstärke per “Post-Gain” (bzw. "Make-Up" Gain) wieder anzupassen. Stelle dafür erst den Bereich der jeweiligen Bänder ein und reguliere danach sowohl Threshold und Ratio nach Belieben und Geschmack. Auch Attack, Release und Sustain können wichtige Parameter sein, um bspw. die Transienten im Ausgangssignal zu schonen und zu erhalten, sollten diese unter der Kompression zu sehr leiden.


Es ist wieder wichtig zu erwähnen, dass jeder Song andere Bedürfnisse hat und hier, genau wie bei jedem anderen Schritt, mit den Ohren gearbeitet werden sollte.


In “Maximus” bietet sich hier noch an, das Stereobild der Bänder einzeln einzustellen. In der Regel lässt sich das Stereobild des Basses meist gut etwas schmälern, während man die Mitten leicht und die Höhen etwas mehr verbreitern kann, um ein klangvolles Stereobild zu erzeugen. Auch hier sollte aber mit Vorsicht gearbeitet werden, damit die Monokompatibilität deines Songs nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Monokompatibilität deines Songs kannst du zum Beispiel mit einem "Correlation Meter" überprüfen, dazu später mehr.



(True Peak-) Limiting:


Verwendung von Fruity Limiter
Limiting

Als nächstes kommt der Limiter zum Einsatz, welcher uns dabei hilft, die gewünschte Lautstärke (dBFS) bzw. Lautheit (LUFS) zu erreichen. Entweder man richtet sich hierbei nach vermeintlichen Vorgaben durch Streaming-Dienste, oder nach dem eigenen Geschmack. Eine weitere Methode ist, die Lautheit so weit wie möglich hoch zu drehen, ohne dass hörbare Verzerrung auftritt. Das Thema “Loudness Targeting” ist relativ umstritten und die Meinungen gehen teils weit auseinander, was es schwer macht, konkrete Hilfe in diesem Bereich zu bekommen. Trotzdem versuche ich im nächsten Schritt, das Ganze so gut es geht zu erklären.



Loudness Targeting/Metering:


Verwendung von Youlean Loudness Meter 2
Loudness Targeting


Um den LUFS- (Loudness Unit relative to Full Scale) und dB-Pegel zu messen, werden sog. “Metering Plugins” verwendet. Ein sehr gutes und kostenloses Beispiel dafür ist “Youlean Loudness Meter 2”, welches als VST, AU und AAX Plugin erhältlich und damit in jeder gängigen DAW verwendbar ist.


Hier eine kurze Erklärung zur Anzeige von “Youlean Loudness Meter 2”:


  • SHORT TERM: Lautheitsdurchschnitt (LUFS) der letzten drei Sekunden

  • INTEGRATED: Lautheitsdurchschnitt (LUFS) der gesamten bisherigen Messung

  • LOUDNESS RANGE: Durchschnittliche Differenz zwischen lauten und leisen Teilen eines Songs

  • REALTIME DYNAMICS: Beschreibt die Differenz zwischen den “True Peaks” und der “Short Term Loudness” bzw. gibt Auskunft über den Kompressionsgrad und das Dynamikprofil des Songs

  • AVG. DYNAMICS (PLR): Differenz zwischen True Peaks und der Integrated-Loudness - auch “Peak Loudness Ratio” (PLR) genannt


Ebenfalls wichtig zu verstehen ist die “TRUE PEAK”-Anzeige, welche uns Auskunft über den Ausschlag sogenannter “Intersample-Peaks” (ISP) gibt. Hierbei handelt es sich um unkontrollierte Pegelspitzen oberhalb des eingestellten Limiter-Thresholds, die unter anderem entstehen, wenn ein (stark) limitiertes, digitales Signal über einen (günstigen) DA-Wandler wiedergegeben wird. Diese Peaks sind nicht Teil der digitalen Informationen im Signal und benötigen daher einen speziellen Limiter (ISP- bzw. True-Peak-Limiter), um effizient vermieden werden zu können. Einige Limiter sind von sich aus in der Lage, True Peaks zu limitieren. Sollte dies bei dem Limiter deiner Wahl jedoch nicht der Fall sein, stelle ich hier noch eine Lösung vor:


Verwendung von LoudMax
True Peak Limiting (ISP)

“LoudMax” ist ein True Peak (bzw. ISP-fähiger) Limiter, welcher ebenfalls kostenlos als VST, AU und LADSPA Plugin erhältlich ist. Klicke für das ISP-Limiting auf den “ISP” Button und reguliere den “Out”-Fader (unterer Fader) bspw. auf -0,3 dB, um effektiv Intersample-Peaks über ca. -0,3 dB zu vermeiden. Allerdings sind auch diese Limiter nicht immer zu 100% verlässlich, weshalb es bei einer Einstellung von -0,1 dB immer noch dazu kommen kann, dass Peaks von 0 dB erreicht werden.


Wenn es darum geht, die Lautstärke (dBFS, dBu, etc.) zu messen, lassen sich Metering Plugins wie Voxengo’s “SPAN” gut einsetzen, welches ebenfalls kostenlos erhältlich ist.


Äußerst hilfreich und sehr zu empfehlen ist es, einen Referenzsong zu verwenden, an dem du dich orientieren kannst. Nutze dafür einfach einen Song deiner Wahl, von dem du denkst, dass er klanglich das präsentiert, was du dir für deinen Song wünscht und vergleiche ihn regelmäßig mit deinem in einem sog. A/B Vergleich.



E wie Export


Wir haben es geschafft! Dein Song/Projekt ist gemastert und klingt genau so, wie du es dir vorgestellt hast. Damit steht nur noch eine Sache an: der Export! Ein paar Kleinigkeiten gibt es hier zu beachten und einige davon hängen von deiner persönlichen Präferenz oder vom Verwendungszweck deines Produktes ab. Da ich davon ausgehe, dass es sich bei deinem Song um ein Produkt handelt, welches auf den gängigen Streaming-Diensten wie Spotify, Deezer, YouTube oder Soundcloud zu Verfügung stehen soll, stelle ich dir hier die dafür meist verwendeten Exporteinstellungen vor:


Format WAV (verlustfrei, aber groß) / MP3 (192/256/320 Kbps)

Bitrate: 24 oder 16 Bit int

Möglichst hohe Renderauflösung

Keine Normalisierung oder Übersteuerungsschutz



Fazit


Wenn du nun mit dem Klang- und Stereobild sowie der Lautheit/Lautstärke deines Songs zufrieden bist, sind wir schon am Ende des Masterings und damit der gesamten Produktion angekommen. Bei diesem Blog handelt es sich lediglich um eine grundlegende Herangehensweise für Anfänger in diesem Bereich, daher gibt es noch viele Techniken, mit denen man aus seinem Song noch mehr (oder etwas anderes) herausholen kann. Ich hoffe du konntest etwas lernen und gelangst durch dieses Wissen möglichst leicht zu einem fertigen Projekt. Damit verabschiede ich mich und wünsche viel Spaß und Erfolg beim Mastering deiner Songs!


Autor: Florian Bröker - Praktikant (Audio) bei den Salvador Studioz in Münster


Quellen:


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